28.02.2025

110% Preisanstieg für Rohkaffee innerhalb eines Jahres: Was steckt dahinter?

Von Maria Wittig
110% Preisanstieg für Rohkaffee innerhalb eines Jahres: Was steckt dahinter?

Der Kaffeemarkt steht vor einem Umbruch: 2025 steigen die Kaffeepreise drastisch an, und Röstereien kämpfen mit immer höheren Kosten. Der Markt verzeichnet eine Preissteigerung für Rohkaffee von 110% innerhalb eines Jahres. Doch warum passiert das, und welche Herausforderungen ergeben sich daraus?

Klimawandel als treibender Faktor

Ein wesentlicher Grund für den Preisanstieg sind tiefgreifende Veränderungen in der Kaffeeproduktion, die durch den Klimawandel bedingt sind. Anbaugebiete kämpfen zunehmend mit extremen Wetterereignissen. Dürren, unregelmäßige Regenfälle, Stürme und steigende Temperaturen führen zu Ernteausfällen und schrumpfenden Anbauflächen. Die Fruchtbarkeit der Böden nimmt durch den Einsatz von Düngemitteln ab. Zudem begünstigt das veränderte Klima die Verbreitung von Pflanzenkrankheiten wie der Kaffeerost (Hemileia vastatrix) oder des Kaffeekirschenkäfers, die erhebliche Ertragseinbußen verursachen.

Soziale und wirtschaftliche Probleme in der Kaffeeproduktion

Neben den klimatischen Herausforderungen setzen auch soziale und wirtschaftliche Faktoren die Kaffeebäuerinnen und -bauern unter Druck. In vielen Anbaugebieten herrscht ein zunehmender Arbeitskräftemangel. Die harte körperliche Arbeit auf den Plantagen, niedrige Löhne und unsichere Zukunftsperspektiven führen dazu, dass immer mehr Menschen in städtische Regionen abwandern. Diese Landflucht erschwert die Fortführung traditioneller Familienbetriebe, und viele kleinere Kaffeeproduzent:innen müssen ihre Betriebe aufgeben. Zudem verschärft der demografische Wandel das Problem: Viele Landwirte sind älter und finden keine Nachfolger:innen.

Geopolitische und wirtschaftliche Einflüsse auf den Kaffeemarkt

Neben den direkten Produktionsfaktoren beeinflussen auch geopolitische Unsicherheiten die Preisentwicklung. Handelskonflikte haben globale Auswirkungen auf Lieferketten und Handelsbeziehungen. Bereits unter der Präsidentschaft von Donald Trump eingeführte Zölle und protektionistische Maßnahmen beeinflussen den Kaffeehandel erheblich. Zusätzlich erschwert die wirtschaftliche Stärke des US-Dollars die Situation, da Kaffee weltweit in Dollar gehandelt wird. Ein starker Dollar bedeutet für Länder mit schwächeren Währungen höhere Importkosten, was die Preisspirale weiter antreibt.

Neue regulatorische Herausforderungen

Auch regulatorische Eingriffe tragen zur Verteuerung des Kaffees bei. Die Europäische Union hat neue Verordnungen erlassen, die eine nachhaltigere Kaffeeproduktion fördern sollen. Dazu gehört unter anderem die EU-Verordnung zur Bekämpfung der Entwaldung, die Kaffeebauern verpflichtet, nachzuweisen, dass ihr Kaffee nicht aus entwaldeten Gebieten stammt. Diese Zertifizierungsanforderungen verursachen erhebliche Mehrkosten für Produzenten und erschweren den Zugang zum europäischen Markt, insbesondere für kleinere Betriebe, die sich die aufwendigen Dokumentationsprozesse nicht leisten können.

Logistische Engpässe und steigende Transportkosten

Ein weiterer zentraler Faktor für die Preissteigerungen sind logistische Herausforderungen. Der weltweite Schiffsverkehr leidet unter Hafenstaus, Containermangel und steigenden Frachtkosten. Diese Probleme resultieren unter anderem aus geopolitischen Konflikten und Störungen in wichtigen Seehandelsrouten. Verzögerungen bei Transport und Distribution führen zu Lieferengpässen und treiben die Preise weiter nach oben.

Spekulation und Marktmechanismen als Preistreiber

Neben diesen realen Produktions- und Lieferkettenproblemen spielen auch spekulative Finanzmarktmechanismen eine Rolle. Kaffee ist eine der meistgehandelten Rohwaren an den Börsen, und institutionelle Investoren nutzen Preisvolatilitäten für Spekulationsgeschäfte. Diese Spekulationen führen oft zu künstlichen Preissteigerungen und Unsicherheiten für Produzent:innen und Konsument:innen gleichermaßen. Wir sind der Meinung, dass Kaffee – ebenso wie andere Lebensmittel – nicht den Mechanismen der Börsenspekulation unterliegen sollte, da dies zu künstlichen Preissteigerungen und Unsicherheiten führt.

Was bedeutet das für uns als Rösterei – und für euch?

Der steigende Rohkaffeepreis wirkt sich auf die gesamte Lieferkette aus – von den Produzent:innen über die Röstereien bis hin zu euch als Konsument:innen. 

Was bedeutet das für euch konkret? Wir mussten bereits Ende letzten Jahres unsere Kaffeepreise erhöhen. Sollte sich der Markt weiter so entwickeln, sind wir gezwungen, dies nochmals zu tun. Zwar wird dies nicht sofort passieren, doch werden wir die Entwicklung genau im Auge behalten. Unsere Blends und Kaffees aus Brasilien sind besonders von möglichen Preisanpassungen betroffen, da sie an den Kaffeeaktienmarkt gebunden sind. Unsere Microlots (Single Origins) hingegen, die über direkten Handel bezogen werden, sind weniger betroffen. Unser Ziel ist es, euch weiterhin besten Kaffee zu fairen Preisen anzubieten – und euch frühzeitig über Veränderungen zu informieren.

Viele sehen den Preisanstieg als Krise – wir versuchen ihn als überfällige Korrektur zu betrachten, denn Kaffee wurde lange Zeit unter seinem eigentlichen Wert gehandelt. Höhere Preise ermöglichen faire Löhne, nachhaltige Produktion und Qualitätssteigerung in den Anbauländern. Wir setzen weiterhin auf transparente, langfristige Partnerschaften – sowohl mit unseren Partner:innen in den Anbauländern als auch mit euch. Kaffee bleibt ein Produkt, das Menschen verbindet – und wir werden alles dafür tun, weiterhin besten Specialty Coffee mit euch zu schlürfen!