Die Dark Side der Kaffeeindustrie - Der lange Schatten der Bohne
Heutzutage wird so viel Kaffee getrunken wie nie zuvor! Allein in Berlin liegt der Durchschnitt des täglichen Kaffeekonsums laut einer Studie von Tchibo und Statista bei 2,8 Tassen pro Kopf. Tendenz klar steigend! So ist Kaffee ein treuer Begleiter in unserem schnelllebigen Alltag geworden. Morgens nach dem Aufstehen folgt bereits die erste Tasse des Tages – zum Wachwerden eben. Doch was für uns Genuss ist, erzählt anderenorts historisch und gegenwärtig eine Geschichte von Zwangsarbeit, Armut, Gewalt und Umweltzerstörung. Die konventionelle Kaffeeproduktion hat sowohl bedeutende ökologische und soziale Auswirkungen, die die Lebensbedingungen der Kaffeebauern als auch die Umwelt betreffen.
Die soziale Dark Side
Die Preisgestaltung in der Kaffeeproduktion verdeutlicht, dass nur etwa 5 % des Verkaufspreises an die Arbeiter fließen, während rund 45 % auf Steuern, Zölle und Transportkosten entfallen. Der verbleibende Betrag wird zwischen Einzelhandel, Händlern (einschließlich Röstereien) und Plantagenbesitzern aufgeteilt. Diese Ungleichheit führt zu schwerwiegenden sozialen Problemen und erzeugt einen Teufelskreis, der oft im Kindesalter beginnt. Verlässliche Daten zur Kinderarbeit in der Kaffeeindustrie sind schwer zu finden, da offizielle Statistiken fehlen und Kinderarbeit in vielen Ländern gesetzlich verboten ist. Dennoch gibt es Hinweise, dass viele Kinder in der Kaffeeproduktion arbeiten. Diese frühe Ausbeutung verstärkt den Kreislauf von Armut, da betroffene Kaffeefamilien durch niedrige Löhne und schlechte Arbeitsbedingungen kaum in der Lage sind, ihren Kindern eine angemessene Bildung und eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Große Konzerne profitieren von den niedrigen Produktionskosten und dem Großteil des Profits, während die Kaffeebauern und ihre Familien unter schwierigen Bedingungen leiden und der Weg aus der Armut weiterhin erschwert wird.
Die ökologische Dark Side
Die Kaffeeproduktion hat zudem weitreichende Umweltauswirkungen. Zu erwähnen ist hierbei der große Wasserverbrauch. Für die Herstellung eines Kilogramms Kaffee werden etwa 21.000 Liter Wasser benötigt. Dieser Wasserverbrauch umfasst sowohl die direkte Bewässerung der Pflanzen als auch indirekten Wasserbedarf, wie etwa für die Herstellung der Verpackungen. Da Kaffee am besten in äquatorialen Regionen wächst, ist ein regionaler Anbau in gemäßigten Klimazonen nicht möglich. Schätzungen zufolge verursachen die verschiedenen Phasen der Kaffeeproduktion für eine Tasse Kaffee rund 105 Gramm CO2-Äquivalente. Während der Transport ebenfalls zur CO2-Belastung beiträgt, ist sein Anteil im Vergleich zu Anbau und Zubereitung deutlich geringer.
Zusätzlich wird Kaffee häufig in Monokulturen mit hohem Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln angebaut. Diese Anbaumethoden schädigen die Artenvielfalt und belasten den Boden, da die Pflanzen auf maximale Erträge gezüchtet werden und mehr Nährstoffe benötigen, als der Boden natürlich liefern kann. Historisch gesehen hat die Abholzung großer Waldflächen für den Kaffeeanbau, insbesondere in Brasilien, zu einer Verringerung der Biodiversität und einer erhöhten Freisetzung von Kohlendioxid beigetragen, was die globale Erwärmung verstärkt. Der Klimawandel verschärft diese Probleme durch extreme Wetterereignisse wie Hitze, Dürre und Überschwemmungen, die die Kaffeepflanzen schädigen und die verfügbaren Anbauflächen reduzieren. Prognosen legen nahe, dass bis 2050 bis zu 50 % der derzeitigen Anbauflächen verloren gehen könnten.
Und nun?
Der Genuss von Kaffee soll natürlich weiterhin Freude bereiten! Um jedoch den Herausforderungen der Kaffeeproduktion zu begegnen, sind gezielte Maßnahmen erforderlich. Der direkte Handel und langfristige Partnerschaften mit kleinen, lokalen Farmen oder Kooperativen schaffen Transparenz in der Lieferkette, fördern umweltfreundliche Praktiken und gewährleisten faire Preise. Diese Handelsbeziehungen sorgen dafür, dass die Kaffeefamilien angemessen entschädigt werden. Regelmäßige Farmbesuche ermöglichen es, Arbeitsbedingungen und Anbaumethoden direkt zu beobachten, spezifische Bedürfnisse zu erkennen und gezielte Lösungen zu entwickeln. Zusätzlich ist Aufklärung in den Nachfrageländern entscheidend, um das Bewusstsein für nachhaltigen Konsum zu stärken. Die Unterstützung lokaler Initiativen und Gemeinschaftsprojekte stärkt die Position kleinerer Produzenten und bietet ihnen faire Marktchancen. So kann der Genuss von Kaffee weiterhin Freude bereiten, während gleichzeitig eine gerechte und nachhaltige Zukunft der Kaffeeproduktion gesichert wird.
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