01.09.2025

Unser Kaffee des Monats: Mutitu AA aus Kenia

Von Maria Wittig
Unser Kaffee des Monats: Mutitu AA aus Kenia

Kaffee ist heute eines der wichtigsten Handelsgüter der Welt, aber seine Wurzeln reichen Jahrhunderte zurück. Die Legende vom äthiopischen Hirten Kaldi ist nur der Anfang: Archäologische Funde und historische Aufzeichnungen legen nahe, dass die Arabica-Pflanze (Coffea arabica) schon lange vor Kaldi von lokalen Gemeinschaften in Äthiopien genutzt wurde – vermutlich nicht als Getränk, sondern als energiereicher Brei aus zerstoßenen Bohnen und Fett.

Im 15. Jahrhundert fand Kaffee seinen Weg auf die arabische Halbinsel, insbesondere in den Jemen, wo er in den Sufi-Klöstern als Wachmacher bei nächtlichen Gebeten geschätzt wurde. Von dort aus verbreitete er sich über den Hafen von Mokka (daher der Begriff „Mokka“) nach Persien, Ägypten und das Osmanische Reich. Mit dem Seehandel der Niederländer und später der Briten gelangten Kaffeesamen nach Asien, Südamerika und Afrika. In vielen dieser Regionen wurde Kaffee in Plantagensystemen angebaut – oft unter kolonialer Kontrolle.

Kaffeebohnen aus Kenia

Im Gegensatz zu Äthiopien begann die kommerzielle Kaffeeproduktion in Kenia erst um 1893, als französische Missionare erste Setzlinge aus dem benachbarten Tansania mitbrachten. Die Briten etablierten bald darauf großflächige Anbaugebiete, vor allem in den zentralen Hochlandregionen um den Mount Kenya und die Aberdare Range.

Das Besondere: Kenia übernahm früh ein Qualitätsklassifizierungssystem, das nicht nur nach Größe (AA, AB, PB usw.), sondern auch nach Dichte und Defektfreiheit unterscheidet. Es beginnt bereits auf den Washing Stations und setzt sich nach der Trocknung in spezialisierten Mühlen fort. Dabei wird der Rohkaffee zunächst nach Größe und Dichte sortiert. Für die Größensortierung verwendet man ein System nummerierter Siebe, deren Lochdurchmesser bestimmt, welche Bohnen in welche Kategorie fallen. Die höchste Einstufung, AA, umfasst Bohnen mit einem Durchmesser von etwa 7,2 Millimetern. Sie gelten als besonders groß, gleichmäßig und oft als Träger der komplexesten Aromen. Die Kategorie AB umfasst Bohnen zwischen etwa 6,8 und 7,2 Millimetern, die in der Regel ebenfalls hohe Qualität bieten, aber etwas weniger Tiefe aufweisen. Peaberries (PB) sind rundliche Einzelbohnen, die sich ohne „Zwilling“ in der Kirsche entwickeln und für ihr intensives Aroma geschätzt werden. Kleinere oder gebrochene Bohnen werden in Kategorien wie C, E, TT oder T eingeteilt und meist für den lokalen Markt oder Blends verwendet.

Neben der Größe spielt die Dichte der Bohnen eine entscheidende Rolle. Dichtere Bohnen enthalten mehr Zellmaterial und damit ein intensiveres Aromapotenzial. Um sie zu ermitteln, nutzt man Sortiertische, Rüttelsiebe und Luftströme, die leichtere Bohnen ausscheiden. Nach der physischen Sortierung folgt eine sensorische Prüfung: Jede Partie wird verkostet, um sicherzustellen, dass sie den hohen kenianischen Qualitätsstandards entspricht. Dabei achten die Prüfer auf Klarheit, Säurestruktur, Süße, Körper und Nachgeschmack. Erst nach dieser finalen Freigabe gelangen die Kaffees in den Verkauf – entweder über die staatliche Nairobi Coffee Exchange, bei der die besten Lots regelmäßig Spitzenpreise erzielen, oder im Direkthandel an internationale Röster. Dieses System stellt sicher, dass Käufer eine verlässliche Vorstellung von der erwarteten Qualität haben, und es motiviert Produzenten, bei Anbau und Aufbereitung größte Sorgfalt walten zu lassen.

Heute stammen viele der besten kenianischen Kaffees aus kleinen Farmen und Kooperativen. Diese Strukturen ermöglichen es, dass auch Kleinbäuerinnen und -bauern Zugang zu hochwertigen Verarbeitungsanlagen haben – ein entscheidender Faktor für den weltweiten Ruf kenianischer Kaffees.

Klima, Boden und Varietäten

Kenia bietet nahezu ideale Bedingungen für den Arabica-Anbau:

  • Höhenlagen: 1.500–2.100 m ü. M. – kühle Nächte verlangsamen die Reifung, was zu mehr Zuckerbildung führt
  • Böden: Vulkanische Ascheböden, reich an Eisen und Phosphor, fördern die Nährstoffaufnahme
  • Klima: Zwei Regenzeiten (März–Mai und Oktober–Dezember) sorgen für eine gleichmäßige Wasserversorgung
  • Varietäten: SL28 und SL34 sind legendär für ihre fruchtig-vinösen Tassenprofile, während Ruiru 11 und Batian resistenter gegen Krankheiten sind, aber ebenfalls hohe Qualität liefern können

Unser Kaffee des Monats: Mutitu AA aus Kirinyaga, Kenia

Am südlichen Hang des Mount Kenya, in der Region Kirinyaga, liegt die Mutitu Washing Station – gegründet 1963, mitten in einer Zeit des Umbruchs, als Kenia nach der Unabhängigkeit begann, seine Agrarwirtschaft stärker in die Hände lokaler Produzenten zu legen.

Mutitu ist Teil der Mutira Farmers Cooperative Society, zu der mehrere Washing Stations gehören. Rund 750 Kleinbäuerinnen und -bauern liefern hier ihre Kaffeekirschen an. Die durchschnittliche Farmgröße liegt bei nur 0,2 Hektar – das sind winzige Parzellen, oft direkt neben dem Wohnhaus. Zwischen den Kaffeebäumen wachsen Macadamia, Bohnen oder Mais – nicht nur zur Selbstversorgung, sondern auch als Schattenspender und für ein stabiles Ökosystem.

Ernte und Verarbeitung

  1. Ernte – ausschließlich von Hand, mehrmals pro Saison, um nur reife Kirschen zu pflücken
  2. Anlieferung am selben Tag – so bleibt die Frucht frisch und die Fermentation kontrollierbar
  3. Entpulpung – mechanisches Entfernen des Fruchtfleisches direkt nach der Anlieferung
  4. Dichte-Sortierung im Wasser – minderwertige, leichtere Bohnen („Floater“) werden aussortiert
  5. Fermentation in zwei Phasen – zuerst trocken, dann nass, um das Fruchtfleisch und den Schleim (Mucilage) vollständig zu lösen
  6. Einweichen für bis zu 24 Stunden – typisch für Kenia; sorgt für die brillante Säure und Klarheit im Geschmack
  7. Trocknung auf Hochbetten – 10–14 Tage, mit häufigem Wenden für gleichmäßige Trocknung
  8. Lagerung in Bodegas – kühl, gut belüftet, bevor der Rohkaffee sortiert, verpackt und vermarktet wird

Geschmacksprofil

Herkunftsland: Kenya
Region: Kirinyaga
Aufbereitung: Fully Washed
Varietät: SL28, SL34, Batian, Ruiru 11
Anbauhöhe: 1.500 – 2.000 masl
Geschmack: Weiße Trauben, Pampelmuse, Pflaume 
Körper: voll
Säure: prickelnd 
Süße: lang anhaltend

Der Mutitu AA wird uns im Espressoausschank in den Monaten September und Oktober begleiten und ist zudem als Filter- und Espressoröstung verfügbar!